Wie Baukultur Menschen und Orte verändert - Ein Film von Robert Schabus - 2014
Der Film portraitiert acht Ortschaften und ihre Menschen in Deutschland und Österreich und zeigt damit, wie durch baukulturelles Engagement lebendige Orte entstehen können.
Zentral für eine positive Gemeindeentwicklung ist das Engagement und die Einbindung der Menschen vor Ort. Langfristige strategische Planung ist dabei genauso wichtig wie die Förderung qualitätsvoller Architektur und die Gestaltung öffentlicher Räume. Beides hat das Potenzial, die Verbundenheit der Bewohner:innen mit dem Ort zu stärken und die Identität der Gemeinde zu festigen. Gezeigt wird, wie dieser Prozess gelingen kann, welche Stolpersteine er birgt und was selbst unter erschwerten Bedingungen entstehen kann.
„Das Land“ ist heute geprägt von Gegensätzen – von schrumpfenden Regionen bis zu dynamischen Siedlungsräumen, von Streusiedlungen über Dörfer bis zu Kleinstädten mit urbanem Flair. Wie groß das Potenzial für positive Entwicklungen in diesen so unterschiedlichen Lebensräumen sein kann, davon erzählen die Menschen im Film „Ort schafft Ort“.
Portraitierte Gemeinden
Die Marktgemeinde Ottensheim liegt an der Donau im südlichen Mühlviertel und erfreut sich einer aktiven Kulturszene. Auf dem kulturellen Nährboden bildeten sich zahlreiche Initiativen, die dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung nachgehen. Sämtlichen baulichen Maßnahmen gehen eine strukturierte Phase der Bewusstseinsbildung, Konzeption und Strategieentwicklung voran. Die daraus resultierende Akzeptanz und die Bürgerbeteiligung zeigen, wie gelebte Baukultur Gestalt annimmt.
Lüchow ist der kleinste Ortsteil der mecklenburgischen Gemeinde Altkalen. Das Dorf wäre beinahe aufgegeben worden, denn 2003 lebten nur noch fünf Einwohner ganzjährig im Ort. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht und das Dorf zu einem Anziehungspunkt von Menschen entwickelt, die am Land leben wollen. Es gibt vorbildliche Baukultur – sowohl Sanierung, Neubau als auch Freiraumgestaltung – und kaum noch leerstehende Häuser.
Der Prozess rund um das neue Feuerwehr- und Kulturhaus von Hopfgarten war Anstoß für eine neue Ortspolitik: gemeinsam, lösungsorientiert und mit möglichst vielen Beteiligten. „Wenn man zusammensteht kann man etwas riskieren, man muss nicht immer im Tiroler Lederhosenstil bauen“, meint Bürgermeister Franz Hopfgartner. Der engagierten Bevölkerung ist es zu verdanken, dass neuer Architektur eine tragende Rolle zukommt und jungen Leuten Perspektiven im Ort gegeben werden.
Die Kreisstadt Luckenwalde hat sich trotz schwieriger wirtschaftlicher Ausgangssituation seit der Wende als Hotspot für Baukultur profiliert. Dies gelang durch gute Vermittlungsarbeit und mit einer beachtlichen Anzahl preisgekrönter Projekte, wie die Entwicklung der innerstädtischen Industriebrache „Volltuch“ zum Wohn- und Kunstquartier, die „Bibliothek im Bahnhof“, die Anlage des „Nutheparks“ im Stadtzentrum und die innovative Sanierung der Kindertagesstätte „Burg“.
Der Tourismusort Hinterstoder hat in 10-Jahres-Schritten seinen räumlichen Erneuerungsprozess konsequent durchgeführt. Am Beginn stand jedes Mal ein Visionspapier mit konkreten Projekten, die in der Folge Realität wurden. So konnte in 25 Jahren nicht nur das Dorfzentrum auf Stand gebracht werden, sondern auch Privatpersonen qualitätsvollen Verbesserung initiieren. Ein Mobilitätskonzept bringt die Anforderungen des Tourismus mit den Interessen der Bewohner:innen in Ausgleich.
Die aus 21 Ortsteilen bestehende Gemeinde Weyarn befindet sich, nahe München, in einer der begehrtesten Wohnzonen des Alpenraums. Die rege Bautätigkeit hat die räumlichen Strukturen verändert, und trotz regen Zuzugs kam es zum Verschwinden des Dorflebens. Gemeinsam entschied man „wir wollen ländlicher Raum bleiben“, die Gemeinde folgte mit partizipativen Arbeitskreisen diesem Zukunftsleitbild und holte das öffentliche Leben in die Dorfkerne zurück.
In Zwischenwasser sind im Lauf der letzten 25 Jahre kontinuierlich sämtliche Bereiche des Bauens von kulturellen Ansprüchen durchdrungen worden. Nicht nur die hohe Qualität an errichteten Gebäuden, sondern auch die Gesprächskultur ist vorbildlich. So gibt es seit über 20 Jahren einen Gestaltungsbeirat, der jedes Projekt vor Ort mit Bauwerbern diskutiert und im Dialog verbessert. Zwischenwasser ist Pilotgemeinde in vielerlei Hinsicht und u.a. die Nummer 1 der energieeffizienten Gemeinden Europas.
Das Stahl-Holz-Glas-Ensemble des ehemaligen Klosters Volkenroda ist heute ein prägnanter und lebendiger Ort. Noch vor 20 Jahren war Volkenroda ein von Verfall betroffenes Dorf. Während der Umbruch 1989/90 den wirtschaftlichen Niedergang und die Abwanderung in vielen Dörfern beschleunigte, profitierte Volkenroda aus der Aufbruchstimmung. Erste Förderungen zur Notsicherung der Klosterruine führten schließlich zu einem zeitgemäßen Umbau und letztlich zu einem Imagewandel des Ortes.
Credits
Jahr: 2014
Buch, Kamera, Schnitt: Robert Schabus
Recherche: Roland Gruber, Thomas Moser
Produktion: robert schabus // film in Kooperation mit LandLuft, 2014
Dauer: 60 Minuten
Förderer / Partner
Mit finanzieller Unterstützung von: Land Oberösterreich, Land Kärnten, Land Tirol, Land Vorarlberg, Hinterstoder, Ottensheim, Zwischenwasser, Hopfgarten im Defreggental, Weyarn, Luckenwalde
Dank an: Friedrich Achleitner, Ulrike Böker, die jungs kommunikation, Barbara Feller, Roland Gnaiger, kgm architektur, Lechner Lechner Schallhammer Architekten, Josef Mathis, nonconform architektur vor ort, querkraft architekten, Erich Raith, Rihl Steger Architekten, Christa Schmid, Bernd Vogl, Sibylla Zech